In diesem Jahr ging es für unsere Außenwohngruppe Stolberg in den schönen Thüringer Wald nach Möhrenbach. Mit dabei waren zwei Erzieher und neun mehr oder weniger pubertierende Jugendliche. Wie man sich sicher vorstellen kann, war die Begeisterung über den Ort des Urlaubs zwiegespalten. Allerdings waren sie von der Unterkunft beeindruckt und so begaben wir uns auf ein doch sehr abgelegenes aber tolles Abenteuer, welches sowohl für Erzieher als auch für Jugendliche lange in Erinnerung bleiben wird. Bevor wir etwas von unserer Ferienfahrt erzählen, gibt es erstmal eine kleine Hintergrundstory.

Am 17. Juli sollte unsere Ferienfahrt gegen 10 Uhr starten. Allerdings packte unsere Jugendlichen schon in der Nacht davor eine unbändige Wanderlust. So begaben sie sich auf eine doch länger andauernde Nachtwanderung in die umliegenden Zimmer unserer Einrichtung. Die dann am Morgen folgende Krisensitzung ergab folgendes Urteil:“ Handyverbot für mindestens drei Tage!“ Wie man sich sicher vorstellen konnte, hätte man mit ihren Kinnladen den Boden wischen können. Ihr selbstgewähltes Leid wurde allerdings zu der Erfolgsgeschichte unserer Tour.

Einige Fragen stellten sich uns Erziehern zu Abfahrt:

Wie sollen unsere Jugendlichen eine Fahrt genießen können, ohne ihr liebstes Stück? Wie wird sich das auf die Laune der Gruppe auswirken?

Nur so als kleiner Tipp für die Leser. Es war toll und die Jugendlichen lernten sich vermutlich besser kennen, als über die letzten Monate im Heim. Aber nach und nach.

Unsere Busse rollten dann gegen 11 Uhr langsam und geschmeidig Richtung Thüringen.  Musik untermauerte unsere Fahrt, und die Jugendlichen begannen erstaunlich schnell zu chillen. Von der Autobahn runter ging es ca. 2 km durch den Wald. Außer Wald, Wiesen und ein paar verdutzen Kühen war nicht viel zu sehen.

Am Haus angekommen folgte der WOW- Effekt. Ein vom Architekten designtes HAUS nur für uns.  Alle waren begeistert, und so begann ein toller Ferienaufenthalt. Die Zimmer wurden aufgeteilt und danach begaben wir uns auf Erkundungstour, die mit vielen Lachern verbunden war. Doch Stock und Stein waren für viele vermutlich Neuland unterm Schuh und so ähnelten doch diverse Wanderungen eher langsamen Gehversuchen auf ungewohntem Untergrund. Doch etwas war neu. Die Gruppe wurde eine Gruppe und sie begannen zusammen zuhalten und lachten eher mit statt übereinander. Am Dienstag trafen wir Erzieher uns auf einen gepflegten Terrassenkaffee. Dort wartete jedoch schon unser Hausschwein Elli und zwei Pferde,  die gemeinsam mit uns den Morgen genießen wollten. Die Jugend erwachte und traute ihren Augen kaum. Es war tatsächlich ein echtes freilaufendes Schwein. Wir frühstückten und verbrachten einen tollen Tag im Waldbad. Auf einmal wurden aus Jugendlichen wieder kleine Kinder, die Rutschen und Sprungtürme für sich beanspruchten. Am Abend folgte die Überraschung. Die Jugendlichen kamen mit der Bitte zu uns, die Handys bei uns zu behalten für den Rest der Ferienfahrt. Erst dachten wir uns, dass die Sonne irgendwas Komisches bei ihnen ausgelöst hat. Auf der anderen Seite überkam der Stolz, aus einen „Haufen“ doch eine Gruppe formen zu können und das nach zwei Tagen ohne Handy. Und ja es ist wahr, denn die anderen Tage waren genau so toll und sie zeigten jeden Tag mehr, wie positiv sich eine Handyfreie Zeit auf die Jugendlichen auswirkt.

Zusammenfassend können wir jetzt stolz auf eine tolle Ferienfahrt zurückschauen und sagen:

Die Handyfreie Zeit hat aus Jugendlichen eine coole Gruppe gefeilt. Wald und Wiesen, kann man genau so wie Meer und Sand genießen.

Die gesamte Gruppe hatte eine tolle Zeit und einen schönen Urlaub.

Fabian Baumbach, Erzieher in der Außenwohngruppe im Kinder- und Jugendhaus Stolberg